Generationentreff besucht neuartige Wohnprojekte

07.09.2016

Generationentreff besucht neuartige Wohnprojekte

 

  • Generationentreff Lebenswert legt das Ergebnis seiner Befragung „Neue Wohnformen im Alter“ vor, die auch von der Stadt Bad Dürrheim unterstützt wurde

  • Exkursion für Interessierte zu zwei Modellprojekten in Burgrieden und Kempten am 23. September 2016.

 

Wir sind mit dem Rücklauf unserer Fragebogenaktion zu den Wünschen der Bürgerinnen und Bürger hinsichtlich neuer Wohnformen im Alter zufrieden“, so Wolfgang Götz, vertretungsberechtigtes Vorstandsmitglied des Generationentreff Lebenswert Bad Dürrheim. Das Projekt war im Mai mit einer gut besuchten Auftaktveranstaltung gestartet worden. Begleitet wird das Vorhaben von der Soziologin Dr. Eva Wonneberger, VIA-Institut für Gemeinschaftliches Wohnen, Ravensburg. Die große Nachfrage ermutigte den Vorstand des Vereins, eine Befragung zu dem Thema in Bad Dürrheim und den Teilorten zu starten. Die Fragebogen wurden auf der Homepage des Generationentreff Lebenswert und der Stadt Bad Dürrheim zum Download eingestellt, in den „Bad Dürrheimer Nachrichten“ veröffentlicht und an einem Info-Tisch des Vereins am 16. Juni auf dem Wochenmarkt verteilt.

 

Über 50 ausgefüllte Fragebogen seien eingereicht und von der Soziologin Eva Wonneberger ausgewertet worden, teilte Vorstandsmitglied Angelika Strittmatter mit. Die große Mehrheit derer, die an der Befragung teilgenommen haben, war über 50 Jahre alt und zeigte sich interessiert sowohl am gemeinschaftlichen Wohnen mit Gleichalterigen, als auch am generationenübergreifenden Wohnen. Dabei legen sie großen Wert auf integrierte Nachbarschaftsangebote und altersgerechte Dienstleistungen. Sie sind weit überwiegend auch bereit, sich im Rahmen der Nachbarschaftshilfe im Wohnquartier zu engagieren. Es geht ihnen weniger um den Erwerb einer altersgerechten Wohnung, sondern es besteht ein ausgeprägter Wunsch nach Mietangeboten. Einige Befragte erklärten, dass sie eine solche Befragung seitens der Stadt schon viel früher erwartet hätten. „Die Fragebogen zeigen ein Stimmungsbild von Menschen mit Interesse an der Gestaltung ihrer Wohnverhältnisse in Bad Dürrheim. Die Befragung hatte Leuchtturmqualität und zeigt damit eine neue Richtung für weitere Bauvorhaben in Bad Dürrheim überhaupt“, fasst Wonneberger das Resultat zusammen. Sie sieht großen Bedarf für neuartige Wohnprojekte, die den Wünschen gerade der älteren Generation gerecht werden. Ein Wohnprojekt „Gemeinschaftliches Wohnen für Jung und Alt“ biete für Bad Dürrheim auch die Chance, den Zuzug junger Familien zu fördern. Deshalb wird sich der Generationentreff Lebenswert zukünftig bemühen, für solche Wohnbauvorhaben die Weichen zu stellen.

 

Das Ergebnis der Befragung nimmt der Generationentreff Lebenswert zum Anlass, eine Tagesfahrt zu zwei Modellprojekten in Burgrieden und Kempten zu unternehmen. Sie findet statt am Freitag, 23. September 2016. Abfahrt ist um 8:30 Uhr am Busbahnhof in Bad Dürrheim. Die Fahrtkosten übernimmt der Generationentreff Lebenswert. Interessierte melden sich verbindlich bis spätestens 20. September entweder persönlich in der Geschäftsstelle des Vereins, Viktoriastraße 7, telefonisch unter 07726-3890337 oder per Mail info@generationentreff-lebenswert.de an. 

 

 

Auswertung der Befragung von Bad Dürrheim

 

 

 

 

 

 

 

 

VIA Institut

                                                           Regionalstelle Gem. Wohnen

                                                           Ravensburg

 

Mit einem Vortrag zu „Neuen Wohnformen“ hat der Generationentreff „Lebenswert“ in Bad Dürrheim am 09. 05. 16 eine Auftaktveranstaltung für verschiedene Aktivitäten zu diesem Thema gegeben. Der Vortrag war gut besucht und daran knüpfte sich die Entwicklung eines Fragebogens durch die Aktiven im Generationentreff. In Absprache mit dem Bürgermeister sollte die Verteilung des Fragebogens über die hompage des Vereins sowie der Stadt durchgeführt werden. Mit entsprechenden Presseartikeln wurde dies publik gemacht und Interessenten konnten sich den online gestellten Fragebogen hier herunterladen. Persönlich verteilt wurde er auf dem Wochenmarkt in Bad Dürrheim am Freitag 09.07. 16, hier konnten man auch Nachfragen stellen und mit den Veranstaltern ins Gespräch kommen.

 

 

Der Fragebogen sollte bis Ende Juli im Generationentreff oder bei der Stadtverwaltung zurückgegeben werden. Im August waren über 50 Antwortbogen dort eingetroffen, die der BuFDi Mitarbeiter Dirk Walter im Generationentreff „Lebenswert“ in Bad Dürrheim sichtete. Zur Auszählung kamen dann nur die auswertbaren Fragebogen (N=48). Abgegeben wurden über 50 Exemplare, aber manche waren zu unvollständig ausgefüllt, um in die Auswertung aufgenommen zu werden. Es handelt sich beim Rücklauf nicht um ein repräsentatives Ergebnis1 für Bad Dürrheim, aber es gibt ein Stimmungsbild von Menschen mit Interesse an der Gestaltung der eigenen Wohnformen in dieser Stadt wieder.

 

Die überwiegende Mehrheit der Antworten auf die Frage „Wo wohnen sie bisher“(39:48) kamen von Menschen, die in der Stadt selbst wohnen. Der Fragebogen wurde sowohl von Einzel-Personen ausgefüllt, wie von Paaren, so dass wir hier durchaus von einer Normal-Verteilung ausgehen, die dem Durchschnitt der Bevölkerung entspricht. 2 Da die Frage nach dem Alter offen gestellt worden war, also „wie alt sind Sie“ wurden die Nennungen in Rubriken zwischen 50-59 Jahre, 60-69 Jahre, 70-79 Jahre, 80-89 Jahre eingeordnet. Das Alter der Teilnehmer an der Befragung lag mehrheitlich zwischen 60 und 79. Unter 50 Jahren gab es keine Nennungen. Der Fragebogen wurde also vor allem von den Älteren ausgefüllt und gibt daher auch die Interessen dieser Gruppe wieder. Daher können wir die Aussagen durchaus als Trend für dieses Alter werten. Gedanken über ihre Wohnsituation machen sich Menschen jeder Generation, aber in Zeiten der Familiengründung und der beruflichen Flexibilität überwiegen bei den Jüngeren oft verschiedenste Zwänge die individuellen Wahlmöglichkeiten.

 

Bei den Befragungsteilnehmern waren doppelt soviele Frauen wie Männer, wobei manchmal die Frauen die Antworten für das Paar insgesamt erteilten.

Von der Gesamtheit der Befragten leben 31 Familien im Eigentum und 17 in Miete. Den meisten Wohnraum haben die Einfamilienhaus-Besitzer zur Verfügung, im Durchschnitt nämlich 130qm  und zwar bei 13 Befragten, oder 1/4 der Antworten. Von den Eigentümern leben jedoch die aller meisten in einem Mehrfamilienhaus, die Größe dieser Eigentumswohnungen liegt im Durchschnitt bei 79 qm. Die Durchschnittgröße der Mietwohnungen liegt bei 63 qm.

 

Da die Eigenheime meist auch einen eigenen Garten umfassen, werden sie im Alter häufig wegen der Größe von Haus und Grundstück zur Belastung. Aus der Tatsache, dass auch diese Personen an der Beantwortung des Fragebogens teilgenommen haben, kann ein offensichtlich Interesse an neuen Wohnformen abgeleitet werden.

Als nächstes schloß sich die Frage an: „Mit wieviel Personen bewohnen Sie ihren derzeitigen Wohnraum?“

Fast alle ausgefüllten Fragebogen kamen von Menschen, die allein leben oder mit ihrem Lebenspartner. Davon war wiederum die Mehrheit in einer Beziehung (28:48) und die Minderheit (21:48) alleinlebend. Auch hierin spiegelt sich nochmal der Durchschnitt der Haushalte in Bad Dürrheim, die laut Statistischem Landesamt zu 74 % aus Ein- und Zweipersonen-Arrangements bestehen.3

Die nächste Frage im Fragebogen galt der Wohnung: Von den Wohnungen der Befragten waren nur 6 seniorengerecht, die meisten gaben an, das ihre Wohnungen „teilweise“ oder „gar nicht“ seniorengerecht seien. Dennoch sagten 16 Fragebogen-Teilnehmer, dass sie gerne in der jetztigen Wohnung bleiben möchten, ohne etwas zu verändern.

Hier gehen unsere Ergebnisse konform mit anderen Umfragen, bei denen immer wieder die weitverbreiteten Beharrungswünsche zu Tage treten. Bei der Frage „Wie möchten sie im Alter wohnen“ konnte man Mehrfachnennungen tätigen, die Antworten summieren sich also auf mehr als 100%. Es fällt auf, dass eine große Gruppe der älteren Menschen sagt, sie möchten auch bei ungeeigneten Wohnungen in ihren bisherigen vier Wänden bleiben ohne etwas zu verändern (16:48). Einem seniorengerechten Umbau wurden 5 Stimmen (05:48) gegeben.

Weiter gaben auf die Frage mit den verschiedenen Möglichkeiten 15 Teilnehmer (15:48) an, dass sie Umziehen möchten und zwar in eine kleinere, seniorengerechte Wohnung.

Für uns war vor allem interessant, dass eine große Gruppe ihr Interesse am Umzug in ein mögliches Gemeinschaftswohnvorhaben bekundet.

So könnte sich eine große Gruppe vorstellen in eine Hausgemeinschaft von Gleichaltrigen mit mit eigener Wohnung zu ziehen (26:48) und fast genauso viele (24:48) würden gerne in einem gemeinschaftlichen Wohnen mit Personen unterschiedlichen Alters leben.

Nicht so beliebt schien die Variante der Senioren-Wohngemeinschaft (03:48). Wesentlich beliebter ist dagegen die Möglichkeit des „Betreuten Wohnens“, die von 22 Personen angekreuzt wurde (22:48).

 

Zusammenfassend kann man sagen, die meisten Nennungen auf die Frage „Wie möchten Sie im Alter wohnen“ erhielten die Optionen „Gemeinschaftliches Wohnen mit Gleichaltrigen“

„ Gemeinschaftliches Wohnen mit Menschen unterschiedlichen Alters“ sowie das „Betreute Wohnen“. Damit wünscht sich die Mehrzahl der Befragten ein Wohnen im Austausch mit Anderen.

Im Einführungsvortrag des Generationentreff „Lebenswert“ im Mai waren die beiden Varianten des selbstorganisierten Gemeinschaftlichen Wohnens mit selbstorganisierter Nachbarschaftshilfe als bereichernd ausgeführt worden, mit der Ergänzung „wenn man bereit ist für Kommunikation und Vielfalt“ und selbst aktiv beteiligt sein möchte. Im „Betreuten Wohnen“ haben wir dagegen eine kostenintensivere Variante ohne Eigen-Engagement.

 

Die nächsten drei Fragen versuchen diese Gruppe der Umzugswilligen nochmal näher zu spezifizieren:

Die Frage lautete: „Wenn Sie an einem Umzug interessiert sind, möchten sie mieten oder kaufen“? So möchten 27 Personen bei Umzug in ein Wohnprojekt mit Gemeinschaftskontakten, und

Dienstleisungen (27:48) nur mieten. Nur ein Viertel der Befragten möchte kaufen. Die Mieten sollen sich meist unterhalb der ortsüblichen Vergleichsmiete halten und nur wenige möchten über 700€ Miete dafür im Monat ausgeben. Aber auf die Frage ob sie derzeit aktiv bereits eine seniorengerechte Wohnung suchen, antwortete die Mehrheit mit „nein“, (36:48)und nur eine Minderheit (11:48) der befragten Personen war bereits wohnungssuchend.

 

Nach den Wünschen an eine zukünftige Wohnung gefragt, geben fast alle an (45:48), die Wohnung solle in der Kernstadt liegen. Die gewünschte Größe liegt im Schwerpunkt zwischen 60 und 70qm und nur etwa ein Viertel der Antwortenden gab an über 80qm zu wollen. Einig war man sich in der Anzahl der Zimmer, die mehrheitlich zwischen 2 und 3 liegen sollte.

Ähnliche Einigkeit herrschte auf die Frage, ob sie einen gemeinschaftlich nutzbaren „Kommunikationsraum“ wünschen (36:48). Es gab Mehrfach-Nennungen für Sport und Veranstaltungen bei den konkreten Nutzungsvorstellungen. Darüber hinaus kamen wenig konkrete Vorschläge zu gemeinschaftlichen Aktivitäten in solchen Räumen.

Eine deutliche Mehrheit der Personen, die den Fragebogen beantwortet haben (40:47) äußerte sich bereit, bei Aktivitäten der Hausgemeinschaft zu engagieren. Einstimmig wünschte man sich guten Kontakt zu den Nachbarn und immer noch zwei Drittel würden gerne Kontakt von „Jung und Alt“ haben.

Gefragt nach gemeinsamen Aktivitäten in der Nachbarschaft gaben 31:48 Personen an, sich diese zu wünschen. Die restlichen 10 Beantworter wollten dies nicht, was vermuten lasst, sie haben offensichtlich bereits ihren festen Kreis von Menschen mit denen sie etwas unternehmen können.

Die Mehrzahl der Befragten (42:48) hätten gerne einen Balkon oder Garten.

Auf die Frage „welche Dienstleistungen und Hilfestellungen bei seniorengerechten Wohnungen würden Sie interessieren?“

haben wir versucht die Nennungen in eine Rangfolge zu bringen.

 

  1. Hausmeisterdienst, Winterdienst (41:48)

  2. Reinigungs- und Putzdienst (32:48)

  3. Mahlzeitendienst (24:48)

  4. Wäschedienst (19:48)

  5. Arztkontakt im Haus (17:48)

  6. Organisierte Freizeitaktivitäten (14:48)

  7. Einkaufsdienst (13:48)

  8. Transportdienst (09:48)

  9. Hilfe bei Behörden- u. Bankangelegenheiten (08:48)

 

 

 

Eine Kontrollfrage, die die vorherigen Aussagen ergänzt, war die Frage nach der Möglichkeit, den Mitbewohnern gelegentlich hilfreich zur Seite zu stehen. Hier gab die Mehrheit(43:48) an, dies tun zu wollen oder können. Nur drei Personen sprachen sich dagegen aus.

Das zeigt, dass der Fragebogen vor allem von Menschen beantwortet wurde, die sich für solche selbstorganisierten Wohnformen interessieren und gemeinschaftlich tätig werden wollen.

Auf die Frage, ob sie bereits im Kontakt mit gleichgesinnten Menschen sind, die etwas Ähnliches suchen, antworteten nur 14 Personen (14:48) mit „Ja“, die Mehrheit dagegen (30:48) hat so einen Kontakt noch nicht.

Konkret nannten diese Suche nach Kontakte 28 Personen (28:48), und das kann als Appell an die Veranstalter aufgefasst werden, etwas in der Richtung anzubieten.

 

 

Auf die Frage: „Ihre Meinung ist uns wichtig“ kamen folgende Aussagen, die noch die weitere Zustimmung der Teilnehmer signalisierten:

 

„Nur durch ein Miteinander ist es möglich eine solche Wohnform auch Wirklichkeit werden zu lassen“

 

Ich finde diese neue Wohnformen als eine gute Idee, es gibt immer mehr ältere Menschen, die noch aktiv sind und nicht allein sein wollen“

 

„Seperates Gebäude, für betreutes Wohnen mit Anbindung an ein Seniorenheim zu ortsüblichen Mietpreisen“

"Vor Jahren der Tenor im Gemeinderat: Wir haben genug Alten- und Pflegeheime."

"Andere Orte und Städte haben sich dem Problem gemeinsam Alt werden viel offener gezeigt." 

 

Etwa ein Drittel der Befragten Personen hat dem Generationentreff „Lebenswert“ sodann die Anschrift für weitere Informationen überlassen.

1 Das Statistische Landesamt Baden Württemberg gibt die Zahl der Haushalte in Bad Dürrheim mit ca 6000 Haushalten an, wir hätten also ca 300 Haushalte befragen müssen.

2 Der Altersdurchschnitt der Bewohner in Bad Dürrheim liegt bei 48 Jahren,

3 die Statistik des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg weist 40% Einpersonenhaushalte und ein Drittel zwei Personen-Haushalte, Zahlen von 2014,

 

Bild zur Meldung: Generationentreff besucht neuartige Wohnprojekte